Liebe Freunde des Österreichischen Boxsports,
die soeben zu Ende gegangenen Europameisterschaften in Charkiw sind für das österreichische Team enttäuschend verlaufen. Leider konnte keiner unserer Boxer die Chance wahrnehmen, sich für die WM im September dieses Jahres in Hamburg zu qualifizieren.
Dennoch lassen wir uns vom sportlichen Ziel der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio nicht abbringen. Im Gegenteil: Wir haben in der Ukraine gesehen, wie knapp wir an der europäischen Elite dran sind und was uns noch fehlt. Daran werden wir jetzt umso verbissener arbeiten.
Das Resümee zur EM
Es hat sich gezeigt, dass die europäische Elite ganz knapp beisammen liegt. Boxer, die noch bei der U22 EM gewonnen haben, sind in Charkiw in der ersten Runde durch K.o. ausgeschieden. Andere, die vor diesem Turnier niemand auf der Rechnung hatte, sind souverän Runde um Runde weitergekommen. Vor allem die jungen Boxer des Teams GB haben einen starken Eindruck hinterlassen. Das Team des Vereinigten Königreichs ist derzeit der Maßstab für ganz Europa.
Dazu muss man aber auch die Hintergründe kennen: Dort werden die besten Boxer aus mehr als 1.000 Boxklubs in England, Wales und Schottland im modernsten Boxzentrum Europas in Sheffield zusammengefasst. Neben der Förderung der Landesverbände durch die öffentliche Hand, steht den Briten ein Millionenbudget aus Lotteriegeldern zur Verfügung, das vom Team GB vorbildlich eingesetzt wird. 16 und 17-jährige Talente leben und trainieren im Zentrum, gehen dort zur Schule und müssen sich keine finanziellen Sorgen machen. Auch im Elitekader sind alle Boxer finanziell versorgt und können sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Wir in Österreich sind schon froh, dass es uns gelungen ist, den besten Sportlern Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu verschaffen, die ihnen regelmäßiges Boxtraining ermöglicht. Vom Boxen leben kann jedoch keiner unserer Sportler. Umso mehr Hochachtung habe ich daher vor unseren Boxern, die sich mit der Olympia-Qualifikation so hohe Ziele gesetzt haben und an der europäischen Elite nah dran sind. Technisch und Physisch können wir mit den Besten mithalten. So hat unser Team in Charkiw gegen Gegner verloren, die wir noch wenige Wochen zuvor klar beherrscht haben.
Was hat dieses Mal gefehlt?
Zum einen ist uns nach guten Leistungen bei der U22 EM nicht gelungen, bereits zwei Monate später wieder eine Top-Form aufzubauen. Auch an der Nervenstärke in entscheidenden Wettkämpfen müssen wir noch weiterarbeiten. Einige im Team haben nicht jene Leistungen erbracht, die sie täglich im Training abliefern. Keiner ist darüber mehr enttäuscht als Daniel Janicijevic.
Zum anderen muss man festhalten, dass alle knappen Entscheidungen („Split desicion“ ), in denen also die Punkterichter nicht einer Meinung waren, gegen unser Team gefällt wurden. Das geht vielen „kleineren Boxnationen“ so. Marcel Rumpler zum Beispiel ist für den besten Kampf seiner bisherigen Karriere nicht belohnt worden.
Auf unsere große Hoffnung Alex Mraovic trifft Beides zu. Gegen einen Gegner, den er noch vor Kurzem klar beherrscht hat, fand er dieses Mal kein Mittel um sich eindeutig durchzusetzen. Die knappe Entscheidung der Punkterichter ist dann oft auch Geschmacksache.
Schließlich ist auch Losglück von Bedeutung. Stefan Nikolic bekam gleich im ersten Kampf einen starken Briten vorgesetzt, der die folgenden zwei Kämpfe durch K.o. beendet hat und sich bis ins Finale durchgesetzt hat. Sein stärkster Gegner auf dem Weg ins Finale war gleich in der ersten Runde unser Stefan.
Edin Avdic war im ersten Kampf erfolgreich und hat sich gegen einen der stärksten Boxer seiner Gewichtsklasse in Europa sehr gut behauptet.
Wie geht es weiter?
Das große Ziel der Olympia Qualifikation bleibt bestehen. Es gibt noch genügend Chancen 2018 und 2019. Die Arbeit geht also weiter. In zwei Wochen tritt unser Team im Nationen Cup an, nach einer kurzen Sommerpause startet der Aufbau für die Österreichischen Meisterschaften und internationale Turniere in Chemnitz und Laibach. Und alle freuen sich auf die BOUNCE-Fight Night. Dort können wir vor heimischem Publikum zeigen, wie weit wir bereits sind.
Euer
Daniel Nader